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Warum ich Vittoria Colonna mit Haut und Haaren verfiel:

Es war nicht in erster Linie das strahlende Erscheinungsbild der Fürstin Colonna und Marchesa von Pescara, so faszinierend sie sich auch als Aristokratin darstellte, auch nicht die von ihren männlichen Zeitgenossen als Göttliche apostrophierte First Lady des Geistes in der italienischen Renaissance, nicht ihre Einflussnahme auf Michelangelo, in dem sie eine Vergeistigung seiner Kunst bewirkte, noch nicht einmal ihr feministischer Elan, mit dem die Humanistin eine Renaissance der Frau initiierte, auch nicht ihre neuartige Subjekt-Konstituierung als selbstbestimmte Frau und provozierende Verfasserin weiblicher Liebesdichtung mit Signalwirkung für eine ganze Schar von women-writers.

Seitdem ich diese Frau in meiner nun bereits zehn Jahre währenden Forschung im Dunkel der Geschichte zu erhellen suche, fasziniert mich das Wunder ihrer Lebendigkeit, das in allen Bereichen ihres Lebens, vor allem natürlich in ihrer Dichtung, in den intensiven Augenblicken ihres Seins, aus einer tief menschlichen Authentizität aufleuchtet und in ihr eine unbändige geistige Aufbruchslust zu weiblicher Selbstwerdung auslöste, die ansteckend wirkt.

Ihre unvergängliche Lebendigkeit überbrückt spielend ein halbes Millennium, das uns zeitlich trennt, und schafft intensive persönliche Nähe, so dass mir der Umgang mit dieser einzigartigen Renaissancefrau größere Erfüllung bringt als manche Gespräche mit meinen Zeitgenossinnen und nicht nur das:

Im täglichen Umgang mit ihr wurde mir zunehmend klar, wie sehr in den folgenden Jahrhunderten männlicher Fortschritt weiblichen Rückschritt bedeutete, dass aber in der Auseinandersetzung mit ihrer größeren geistigen Komplexität, vor allem auch bei der Vertiefung in ihre reiche Spiritualität, sich mein degeneriertes weibliches Bewusstsein regenerierte und die stolze Renaissancefrau in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Ichstärke mir als einer weiblichen Person in unserer männlich konditionierten Brave New World den Rücken stärkte für ein eigenständigeres Leben als Frau.

So kam mir die Idee, die zeitlose Lebendigkeit der Vittoria Colonna zum eigentlichen Thema einer zweiten Biographie zu machen. In diesem gewagten Unterfangen fühle ich mich durch Michelangelo ermutigt. Auch ihn faszinierte ihre seelische Dynamik, die er in innigen Zeichnungen seiner geliebten Marchesa zur Anschauung brachte.